Übergross und überschwer
Echte Spezialitäten innerhalb der Transportbranche stellen die Fahrzeuge der Schwerlasttransporte dar. Bei Maßen und Gewichten sind nach oben (fast) keine Grenzen gesetzt.
Die Begriffe Logistik und Wirtschaftlichkeit sind heute untrennbar miteinander verbunden. Das trifft selbst auf das Segment überschwerer oder -dimensionaler Transporte zu. Um die beiden Maxime auch bei außergewöhnlichen Herausforderungen zu vereinen, entwickeln die jeweiligen Fahrzeughersteller heute maximal flexible Konstruktionen, die einerseits wirtschaftlich zu fertigen sind und andererseits eine hohe Flexibilität für den Nutzer bieten. Dabei zeichnet sich der Bau geeigneter Fahrzeuge in den vergangenen Jahren insbesondere durch zwei Trends aus: Gewichtsoptimierung und Modularität. So hat auch in der Konstruktion von Spezialfahrzeugen auf ganzer Linie der Leichtbau Einzug gehalten – gerade auch vor dem Hintergrund, dass jedes eingesparte Kilogramm am Fahrzeug umgekehrt die gleiche Menge an zusätzlicher Nutzlast bedeutet. Vielleicht noch bedeutender bei der Konstruktion von Tiefladern und Co. ist der Trend, sowohl bei den Komponenten als auch beim grundsätzlichen Aufbau der Konzepte auf Baukastensysteme zu setzen. Diese Vorgehensweise bietet für den Hersteller wie auch den Kunden gleichermaßen Vorteile. Ein Beispiel aus dem Bereich der Baugruppen stellen die heutigen Fahrwerkssysteme dar. So kommen heute anstelle der bisherigen Starrachsen inzwischen vielfach unabhängige Radaufhängungen zum Einsatz, die nicht nur aus wenigen Einzelkomponenten aufgebaut werden, sondern durch ihr eigentliches Konstruktionsprinzip auch in einer fast beliebigen Anzahl zusammengestellt werden können – je nachdem, wie viele Achsen der Kunde unter seinem zukünftigen Fahrzeug benötigt. Dieses Baukastenprinzip wirkt sich bekanntermaßen dann auch im realen Einsatz positiv, heißt wirtschaftlich, bei der möglichen Ersatzteilversorgung aus.
Um dem Kunden zur Vermeidung von Leerkilometern ein möglichst breites Ladungsspektrum zu bieten, achten die Fahrzeughersteller schon seit vielen Jahren darauf, durch eine entsprechende Konstruktion das Grundprinzip des Tiefladers so flexibel zu gestalten, dass beispielsweise auch die notwendigen Zurrpunkte für eine ausreichende Ladungssicherung an allen erforderlichen Stellen vorhanden sind. Noch flexibler, und damit auch universeller, lassen sich Kombisysteme nutzen, bei denen insbesondere unterschiedliche Fahrwerke mit spezifischen Zwischenstücken sowie diversen Schwanenhälsen miteinander kombiniert werden können. Identische Anschlussmaße der einzelnen Bausteine erlauben so eine auf den jeweiligen Transportauftrag abgestimmte Kombination. Der Vorteil für den Kunden liegt auf der Hand: Mit einer bestimmten Anzahl an ausgesuchten Bausteinen lässt sich ein entsprechend breites Transportspektrum abdecken – Großbagger über kreisrunde Behälter bis hin zur typischen Überseekiste können hier mit nur einem System abgedeckt werden. Oder aber es ist für Unternehmen möglich, über eine Kooperation auf das Equipment von Partnern zurückzugreifen.
Last but not least bieten derartige Kombinationskonzepte auch noch bei der Weiterverwertung gebrauchter Komponenten oder auch ganzer Fahrzeuge den Vorteil, auf einem Markt angeboten zu werden, auf dem bereits eine mehr oder weniger große Zahl an passenden Baukastenkomponenten nachgefragt werden. Übrigens hat das digitale Zeitalter auch schon vor längerem Einzug im Schwerlastbereich gehalten – beispielsweise über die Funkfernsteuerung der nachlaufenden Achsen herkömmlicher Tieflader. Oder, eine Fahrzeugklasse höher, die Steuerungskonzepte der sogenannten Selbstfahrer, die dank umfangreicher Datenkommunikation bei einem Einsatz ohne physische Kopplung untereinander gemeinsam gesteuert werden können. Und ganz aktuell finden immer mehr digitale Reifendruckkontrollsysteme (RDKS) Eingang in den Schwertransportalltag. Schließlich macht es gerade bei den vielachsigen Schwerlastfahrzeugen noch mehr Sinn, über den korrekten Betriebszustand der Reifen informiert zu sein – im Vergleich zu einem normalen Transport kann hier eine Panne nämlich deutlich höhere Kosten verursachen und damit die wirtschaftliche Nutzung von Tieflader und Co. wieder spürbar verschlechtern.